GTC Finale, eine Saison für die Geschichtsbücher

12. Oktober 2022, 20:44
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GTC Finale, eine Saison für die Geschichtsbücher

Im badischen Liedolsheim fand vergangenes Wochenende der finale Lauf zur Saison 2022 statt. Auf dem Programm stand ein letztes 12 Stunden Rennen zu der Deutschen Langstreckenmeisterschaft mit einer undenkbar knappen Ausgangslage für die Entscheidung um den Titel.

Im Qualifying 1, in dem sich die Top Ten für den nächsten Heat durchsetzen musste, gab es schon die ersten Überraschungen. Die #50 von Cinquanta Corse by ACV hätte 0,157 Sekunden schneller den Kurs umrunden müssen um sich in die Top Ten zu schieben. Die gefahrene Zeit reichte am Ende aber gerade mal für Position 18. Honda Spirit machte es als Tabellenführer richtig spannend und legte im letzten Umlauf eine Zeit hin die Platz 10 bedeutete.

Die beiden Mannschaften von Kurtz & Paffrath Motorsport und das ADAC Junior Team Südbayern mit der #15 gaben den Ton in Q1 an und das sollte sich auch in Q2 nicht ändern. Die #15 des ADAC Südbayern fuhr dann nach der Hälfte des Q2 mit einer 52,527 auf die Pole Position, dahinter mit 5 Tausendsteln die #44 von Kurtz & Paffrath. In die zweite Startreihe schob sich die #152 von ZAP I, damit verwiesen sie nicht nur ATW Racing sondern auch die Cool Runnings, Honda Spirit und das GCD Bosch GTC Team auf die Positionen 4 bis 7. Racoon Racing, das Mann-Filter Team RBM und OSM Motorsport komplettierten die restlichen Plätze der Top Ten.

Nach den Quali Sessions gab es dann die vorgezogene Mittagspause und letzte Setup Änderungen wurden bei den Teams durchgeführt. 11:40 Uhr rollten die Karts in die Startaufstellung und um 12 Uhr ging der erste Teil über 7 Stunden los. Der Polesetter mit der #15 und die #44 unterstrichen mit Fallen der grünen Flagge ihre Siegambitionen beim Finale und nahmen gemeinsam Reißaus. Gute 3 bis 4 Zehntel pro Runde schenkten sie dem zweiten Pulk ein, dieses Bestand aus Honda Spirit, ATW Racing, den Cool Runnings, Mann-Filter Team RBM, GCD Bosch GTC Team und den beiden Trophy Teams von Racoon Racing und OSM Motorsport.

Die vorgeschriebenen maximalen 65 Minuten Fahrzeit am Stück nutzten nicht alle Teams bis zum Ende aus, hier ging es mit den taktischen Spielchen los um einen eigenen Rhythmus zu finden der dem Team einen Vorteil bei den anstehenden Stopps bot. So zeigte sich die Top Ten innerhalb der selben Runde wie die zwei Frontrunner von Kurtz & Paffrath Motorsport und dem ADAC Junior Team Südbayern. Stärkster Verfolger waren die Waschbären der Startnummer 69 im Schlepptau hatten sie die Jungs von ATW Racing und Honda Spirit. Dahinter die Cool Runnings und Cinquanta Corse by ACV die sich von Startplatz 18 vorkämpften auf die siebte Position. Das GCD Bosch GTC Team, OSM Motorsport und das Masters Team des WGKC folgten auf den Plätzen 8 bis 10. Zwischenzeitlich musste die #006 vom Mann-Filter Team RBM mit Kupplungsproblemen in die Box, unter Full Corse Yellow schob der Fahrer das Kart bis zur Waage, 9 Minuten später konnten sie das Rennen wieder aufnehmen.

Bei den folgenden Wechseln ergaben sich dann kleinere Vergehen die meist in einer 10 Sekunden Strafe endeten. Aber die Top Teams hielten sich Schad frei und bliesen weiter zur Attacke. Die zweite Rennstunde war gerade absolviert als es einen der Titelaspiranten dann ganz bitter traf, auf der Gegengerade fuhr die #22 von Honda Spirit in langsamer Fahrt und man konnte es schon erahnen, dass hier eine größere Reparatur zu erwarten war. An der Ausfahrt parkte die #22, auf dem Kartwagen ging es direkt zum Truck der Cool Runnings, für alle Teams der GTC war schnell klar dass geschweißt werden muss. Die Achsschenkelaufnahme auf der linken Seite war gerissen, 13 lange Minuten sollte es dauern bis sich wieder ein Rad drehte und man sich auf Platz 27 wiederfand. Aber einen klaren Favorit sollte es durch die neue Situation trotzdem nicht geben, ATW Racing hielt sich Im Anschluß an die #15 und die #44 aber auch das GCD Bosch Kart Team war ihnen auf den Fersen. Ganz abgesehen davon das Kurtz & Paffrath Motorsport auch noch die rechnerische Chance auf den Titel hat . Es blieb weiter spannend und Racoon Racing geigte weiter munter wie zu Beginn der Saison im Spitzenfeld mit, als wollten sie schon mal eine Kostprobe abgeben für den Fall des Titelgewinns in der Trophy dass man sich auch in der GTC den Herausforderungen ohne Probleme stellen kann.

Das bescherte der Mannschaft von OSM Motorsport ein wenig Kopfzerbrechen, sie waren zwar auch mit in der Top Ten unterwegs aber den selben Speed wie die #69 wollten sie nicht so recht finden. Und dann kam auch noch eine 10 Sekunden Strafe wegen eines Drehers in der Boxenanfahrt hinzu. Ansonsten verlief es ruhig und auf der Strecke wurde fair miteinander umgegangen. Auffälligkeiten Fehlanzeige, zumindest fast zu erwähnen wäre da noch die Zwangsreparatur von den Cool Runnings die sich um ihre Heckstoßstange kümmern mussten. Mit Ablauf des ersten Teils war aber weiterhin klar dass das ADAC Junior Team Südbayern und Kurtz & Paffrath Motorsport klar den Ton beim Finale in Liedolsheim angaben. ATW Racing und Racoon Racing hatten jeweils 2 Runden Rückstand und auf Platz 5 hielt sich das GCD Bosch GTC Team. Die Cool Runnings, OSM Motorsport und Cinquanta Corse by ACV in Lauerstellung und klammheimlich schiebt sich mit der #007 das zweite Team von Mann-Filter auf Platz 9. Durch die konstante Fahrweise der #153 schafft es dann auch das erste BEBA Cup Team unter die ersten Zehn.

Die Parc Fermé Bestimmungen griffen mit abwinken am Samstag Abend und so ging es am Sonntag Morgen um 9:15 Uhr in den zweiten Teil zur Saisonentscheidung. Allerdings etwas holpriger wie vom Vortag gewohnt. Gleich zwei Mannschaften konnten aus sicherheitsrelevanten Gründen gar nicht erst in die Startaufstellung schieben. ABR Performance hatte eine lose Benzinleitung ausgemacht und der MSC Oberflockenbach einen Schaden an der Lenkung. Bei den Formation Laps zeigte dann auch die #153 Probleme an, so betraf es dann gleich P1 und P2 aus dem BEBA Cup. Das wäre ja schon Trouble genug gewesen aber dann kommt die #44 an die Box, Diagnose Kupplungsprobleme aber die Anweisung vom Team war es das Rennen ohne einen Versuch der Reparatur sogleich wieder aufzunehmen. Unterdessen steuert ATW Racing die Box an um nochmal Gewicht aufzunehmen.

Ab 10:30 begannen dann planmäßig die Heavy Hour Turns mit 190kg anstatt der normal vorgeschriebenen 180kg, anhalten sollte das Zeitfenster für die 10kg Zusatzgewicht bis 13:30. Bei der #28 des WGKC wurde gegen 11:00 Uhr dann der Motor gewechselt und die Bremse getauscht, so versuchte das Team vermutlich für mehr Fahrspaß zu sorgen, das Ergebnis war so oder so zu diesem Zeitpunkt schon dahin. Für die #15 lief es wie am Schnürchen und der Vorsprung auf die #44 wuchs zwischenzeitlich, auch durch die Kupplungsprobleme von Kurtz & Paffrath Motorsport, etwas an. Aber eine allzu große Entlastung brachte es dann doch nicht mit sich, da der Speed bei der #44 recht schnell wieder auf einem Toplevel war. Das brachte in zweierlei Hinsicht Würze ins Spiel, zum einen sollte die Rennentscheidung nicht im Vorfeld schon erledigt sein und ATW Racing musste sich auch in der 5 Stunden Sonderwertung richtig ins Zeug legen weil Racoon Racing auch nach über 11 Rennstunden in Schlagdistanz waren um der #5 vielleicht noch den dritten Platz strittig zu machen. Der Druck hingegen auf die Waschbären nahm rapide ab in dem Moment als die #55 von OSM Motorsport innerhalb kürzester Zeit das zweite Mal die Box anfährt, mit der Meldung an die Rennleitung dass sie das Rennen wegen Rahmenbruchs nicht mehr aufnehmen können.

Mit Problemen hat dann auch die #20 zu hadern, trotz Reifenwechsels werden die Zeiten langsamer und die Überlegung ob die Bremse schleift verdichten sich. Ein Wechsel der Hinterachse wird zwar in Erwägung gezogen aber auch schnell wieder verworfen. In der Tabelle geht es ein paar Plätze zurück. Die Cool Runnings und Cinquanta Corse liefern sich ein Battle um Position 5 auf Augenhöhe, man weiß gar nicht wo man hinschauen soll. Dann kristallisiert sich Runde für Runde mehr heraus dass P1 in den Schlußminuten auf der Strecke ausgetragen wird. Das ADAC Junior Team Südbayern hat sicherlich Zwei Drittel des Finales an der Spitze verbracht, aber die #44 kommt mit Riesen Schritten näher. Der Verkehr und die damit einhergehenden Überrundungen bringen kaum Entlastung für die Junioren des ADAC Südbayern und so kommt es zum Führungswechsel nach über 400 Runden muss die #15 P1 abgeben. Die #44 übernimmt und scheint auch gleich die Flucht nach vorne anzunehmen. Aber durch das ausrollen der ABR Junioren kurz vor Ende kommt es zur Pacekartphase, es befindet sich kein Team zwischen Platz Eins und Zwei beim erneuten Anwinken. Eine letzte Runde unter Grün und die #15 ist am Heck der #44. Aber es gibt keine Chance gegen die Erfahrung  von Julian Walter, am Steuer bei Kurtz & Paffrath, die Zielflagge fällt und der zweite Sieg in dieser Saison geht an die #44.

Kurtz & Paffrath Motorsport schlägt erneut zu und verwehrt damit dem ADAC Junior Team Südbayern um 1,3 Sekunden den Sieg. Diese Saison hat einen krönenden Abschluß in Liedolsheim gefunden. ATW Racing belegt den dritten Platz mit 8,6 Sekunden Vorsprung auf die #69 von Racoon Racing. Die Cool Runnings überqueren nicht ganz eine Sekunde vor Cinquanta Corse by ACV auf Platz 5 liegend die Ziellinie. Das Mann-Filter Team RBM schafft mit der #007 eine starke Leistung auf P7 noch vor dem GCD Bosch GTC Team. ZAP II kann sich auf die neunte Gesamtposition schieben und die #16 vom ADAC Junior-Team Südbayern unterstreicht die tolle Teamleistung mit dem zehnten Platz beim Finale.

Im Meisterschaftskampf kassiert Kurtz & Paffrath nochmal richtig Punkte und landet mit nur 3 Zählern Rückstand auf dem zweiten Platz. Und nach mehr als Zehn Jahren ist es endlich wieder soweit der neue Champion in der German Team Championship, in dieser geschichtsträchtigen Saison, heißt ATW Racing aus Reichartshausen. Es ist vollbracht die Startnummer #5 nimmt den Titel mit nach Hause. Glückwunsch an dieser Stelle.

In 8 Läufen gab es 5 verschiedene Sieger, unglaublich enge Entscheidungen mit Abständen von 0,040 Sekunden, 1,305 Sekunden, 1,371 Sekunden und ein 24h Rennen in dem der Sieger 7,852 Sekunden Vorsprung hatte.