Herzschlagfinale beim 12h Rennen von Templin

2. Juli 2018, 19:31
Autor: Frank Jelinski | Bilderquelle:
Herzschlagfinale beim 12h Rennen von Templin

Die letzten 65 Minuten sind angebrochen beim 12h Rennen von Templin. Längst ist die Nacht hereingebrochen und alle Mannschaften müssen Reglements bedingt noch einen Boxenstopp absolvieren. Man belauert sich und wartet auf eine günstige Gelegenheit, am besten eine Pace Kart Phase. Die Anspannung steigt, auch weil der letzte Stopp dann ein bereinigtes Resultat auf die Monitore zaubern würde. Wer muss noch nachtanken und wer nur ein Fahrerwechsel vornehmen?

Dass man sich überhaupt belauern muss in der Schlussphase eines 12h Rennens, ist der enormen Leistungsdichte geschuldet. Auch in Templin haben nach 11h noch 3 der 37 gestarteten Teams einen Sprint überstanden der bis dahin ohne technische Probleme, taktische Fehler oder Pech bei den üblichen Safety-Kart Phasen gelaufen ist. Nur von den gefahrenen Rundenzeiten kann sich schon längst kein Spitzenteam der GTC einen Rundenvorsprung herausfahren.

So beäugt man sich beim KSF Bosch, der nahtlos an die starken Leistungen von Cheb und Oppenrod anknüpft. Beim MSC Oberflockenbach, der aus der Pole gestartet war und bei der Schnitzelalm, die mit ihrer #11 auch die schnellste Rennrunde fahren konnten. Die „Alm-Racer“ lagen zwar eine Runde zurück, hatten aber genügend Restfahrtzeit um zu pokern.

Nach 677 Runden sticht dann der KSF Bosch in die Box. 10 Runden später hält die #34 vom MSC Oberflockenbach, beide unter „Grün“ Die Schnitzelalm bleibt draußen und hofft auf eine Pace-Kart Phase. In Runde 700 rollen dann die Hausexperten (#8) mit Kettenschaden aus und das Safety-Kart geht raus.

Die Chance für die Schnitzelalm den letzten Stopp unter Gelb zu absolvieren. Die einzige Krux dabei, man muss es vor dem Pace-Kart wieder auf die Strecke schaffen und das war, je nach Trackposition, immer ein knappes Ding. In diesem Fall wird es richtig eng. Die Schnitzelalm sticht auf die Strecke. Hat das nun gereicht oder nicht? War die #11 aus der Box bevor das Feld an der „NoGo-Linie“ war? Auch die Marshalls und die Rennleitung schauen genau hin, aber zunächst geht es unter grün weiter und der KSF Bosch klebt an der Stoßstange der Schnitzelalm, der MSC Oberflockenbach liegt nur knapp 2 Sekunden zurück. Die letzten 20 Minuten gibt es nur eines, volle Attacke.

Doch dann kommt die für die Schnitzelalm deprimierende Nachricht. Es hatte nicht gereicht und der #11 wird nun auch die fällige Zeitstrafe angezeigt, die sie dann wieder zurück auf P3 wirft.

Aufatmen beim KSF Bosch, aber nur ganz kurz, schließlich kommt die #34 vom MSC Oberflockenbach näher. Runde um Runde in winzige Zehntelschritten. Die Hochrechnungen ergaben, dass es eng wird aber reichen sollte für die #20, zumal die #34 nicht nur aufschließen, sondern auch vorbeikommen muss. Tobias Dauenhauer, als Schluss Fahrer des MSC Oberflockenbach gibt alles. Der KSF Bosch mit Frederic Ewald am Steuer hält dagegen. Noch ca.4 Runden. Beide pushen sich gegenseitig, die Zeiten werden wieder unter die 34 Sekunden Marke gedrückt. Alles spricht für die #20, man hält noch 0,5 Sekunden Vorsprung. In der nächsten Runde streut Frederic Ewald dann eine 34,5 ein und die Lücke ist zu. Tobias Dauenhauer ist dran. Noch 3 Runden. Es erfolgt kein Angriff. Noch 2 Runden, kein Angriff. Letzte Runde und die beiden Karts verschwinden erneut in die Dunkelheit der letzten 1140 Meter. In der Box kann man die komplette Runde nicht mehr einsehen, lediglich einzelne Positionslichter der Karts sind zu erkennen. Längst hat sich die Rennleitung rund um die Strecke postiert um ein eventuelles Foul zu beurteilen. Wohl dem, der ein RL-Funkgerät besitz, denn da kommt der entscheidende Funkspruch bevor es die Beteiligten in der Box dann auch selbst erkennen können. „Sauber und fair überholt“ Im Lichtkegel des Start/Zielbereichs wird es deutlich und die Arme werden in der Box der #34 hochgeworfen. Noch gilt es die letzte Kurve zu überstehen, auch hier bleibt alles fair. Noch 100 Meter bis zur Ziellinie, Tobias reißt etwas früh die Arme hoch, Frederick scherrt aus und macht sich klein, doch der MSC Oberflockenbach gewinnt mit 0,084 Sekunden Vorsprung vor dem KSF Bosch. Ausatmen!

„Das Paket“ Tobias Dauenhauer/MS Chassis war in der Schlussphase einen Hauch schneller als die#20 und Tobias hat sich in den zwei nächtlichen Runden die Stelle ausgesucht wo er den Angriff starten wollte. Mission geglückt. Applause auch für Frederick. Nichts wäre einfacher gewesen als dieses Manöver unfair zu verhindern oder in der letzten Kurve den Bremspunkt „zu verpassen“ um damit die endgültige Entscheidung den Rennleitern zu überlassen. Auch das spricht für die faire und trotzdem hochklassige GTC, zumal der KSF Bosch nun ohne Wenn und Aber neuer Tabellenführer ist!

Die Schnitzelalm ist mit P3 ebenfalls happy, schließlich gelingt der Sprung vom 15. auf den 9. Tabellenrang.

Und die anderen? Die kommen bei so einem Rennverlauf zwangsläufig zu kurz beim Rennbericht.

Der bisherige Tabellenführer, Honda Spirit, mischte auch in Templin lange mit im Spitzenpulk, bis ein Zündkerzendefekt das Kart auf der Strecke stranden ließ. Nur P9 vor den Hausexperten.de (#50)

ATW Racing hatte ebenfalls den Speed, aber gleich zwei Mal Pech mit den Pace-Kart Phasen. P4 am Ende.
P5 dann für die Überraschungsmannschaft. Talentfrei Racing aus der Trophy-Klasse. Die schnupperten sogar mal Führungsluft! Bärenstark, genau wie das Kollektiv Seidel. Schon im letzten Jahr der Knaller in Templin und auch bei dieser Auflage trumpfte das Trophy Team mit P6 stark auf. Nur 6 Sekunden zurück das nächste Trophy Team, die #32 vom MSC Oberflockenbach. Die Nachwuchsmannschaft lieferte ebenfalls ein starkes Rennen ab.

Im letzten Jahr souveräner Gesamtsieger und auch dieses Jahr wäre viel mehr drin gewesen für Oberheiden Motorsport. Deren Motor ging auf der Strecke aus, dass Kart musste geborgen werden und ging nach Motorwechsel wieder auf die Strecke. Die Ursache des Problems konnte noch nicht lokalisiert werden da der Motor danach wieder einwandfrei lief. Man kämpfte sich bis auf P8 wieder nach vorn.

Erwähnen muss man dann aber auch die #77 von FirEx Racing. Die fuhren im BEBA-Cup nicht nur ihren 1.Klassensieg nach Hause, sondern enterten um ein Haar auch noch einen Top-10 Platz im Gesamtklassement. Dafür fehlten lächerliche 20 Sekunden. Hut ab, und großen Beifall. Mehr dazu dann in den Berichten aus den einzelnen Klassen.