12h von Wittgenborn – voller Dramatik, Hitzeopfer und Schutzengel

18. Juni 2025, 16:38
Autor: Frank Jelinski | Bilderquelle: Frank Jelinski
12h von Wittgenborn – voller Dramatik, Hitzeopfer und Schutzengel

Die Wettervorhersage sagte alles. Extreme Hitze, starke Gewitter mit Sturm und Hagel. Die GTC-Organisation war alarmiert, und verkürzte die maximale Fahrtzeit am Stück um 15 Minuten. Aber selbst 50 Minuten bei sengender Hitze waren eine extreme Herausforderung für die 28 Mannschaften die sich zum zweiten GTC Lauf in Wittgenborn in das Renngeschehen warfen.

Im Qualifying 1 fuhr die ARM Mannschaft mit ihrem Mach1 die Bestzeit. 10 Team durften sich im Q2 für den Kampf um die Pole bereit halten. Mit dabei die Youngster von Honda Spirit aus der Cup-Klasse. Ihr Schwesterteam hingegen verpasste das Q2 deutlich. Nur Starplatz 22 für die #22 und die sind Tabellenführer und amtierender Meister!

Im Q2, über eine gezeitete Runde, behielt dann Anton Hahnenkamm vom GCD Bosch GTC Team kühlen Kopf und sicherte sich vor Cinquanta Corse by ACV die Pole. P3 dann ARM Motorsport.

Pünktlich wie immer, ging es dann los in die Hitzeschlacht. Zunächst beginnt alles ganz harmlos, fast schon langweilig. Aber nur fast, einige kamen schon sehr früh ins Schwitzen.

Der Tabellenzweite von ZAP#153 parkt sich schon in Runde 22 auf der Waage in der Boxengasse ein.  Der Gewichtskasten hatte sich selbstständig gemacht und lag irgendwo abseits der Strecke. Der Strafenkatalog sieht da fast schon die Höchststrafe vor 3 Minuten!  Die #153 ist nun „von der Rolle“ und kassiert in den nächsten Stunden noch eine 10 Sek Strafe und eine Stop&Go. Danach findet sich der Siegkandidat auf Rang 27 wieder, bevor man sich zusammenreißt und sich langsam wieder nach vorn schaufelt.

Das nächste Topteam welches sich schon früh auf eine Aufholjagd machen muss ist die #20 vom GCD Bosch GTC Team. Erster planmäßiger Boxenstopp und 179kg auf der Waage. Da fehlten 0,5Kg um mit einer 10 Sekunden Strafe davonzukommen. So gab es eine Stop&Go und man fand sich auf P16 wieder.

In die andere Richtung ging es für Honda Spirit. Die Probleme im Qualifying waren gelöst und nach 3h lag mit im Führungspulk, der von der #10 (ARM Motorsport) angeführt wurde. Mittendrin auch ATW Racing  (P3) Racoon Racing, der MSC Oberflockenbach beide Honda Spirit Teams sowie ZAP#154, KSR und, und, und, und. Alle weiteren Top-Teams hielten eben auch noch Anschluss. Nun plätscherte das Rennen vor sich hin. Man sehnte sich zur Abkühlung zur planmäßigen Unterbrechung nach 7Stunden. Noch 90 Minuten bis 19Uhr, immer noch Backofen-Feeling in Wittgenborn. Das Safety-Kart wurde noch nicht benötigt.

Und dann schlug quasi der „Blitz ein“ und die 28 Piloten auf der Strecke benötigten alle Schutzengel. Der Reihe nach. Die #99 von CFR Motorsport schlägt ein und löst die erste SC-Phase aus. Der Fahrer leicht benommen steigt aus, das Kart wird geborgen. Strecke ist wieder frei. Nun steht ein Sprint über 5 Runden an. Der Rennleiter gibt das Zeichen, noch ein Runde bis zum Re-Start. Das SC-Kart beschleunigt. Das führende Kart gibt nun die Pace vor. Das Feld ist bereits bei der Anfahrt zur „Baumkurve“  und beschleunigt. Nun fährt der Krankenwagen außen herum Richtung Fahrerlager um sicherheitshalber den Fahrer der #99 zu checken. Der Rennleiter wird darüber informiert und entscheidet sich den Re-Start abzubrechen und zeigt Gelb und das SC-Schild bei Start Ziel. Das SC-Kart bleibt draußen und verlangsamt kurz hinter Ziellinie. Das Feld kommt Vollgas um die letzte Kurve in Erwartung der grünen Flagge. Während man vorne im Feld langsam realisiert das überall Gelb ist und nun ebenfalls vom Gas geht kommt diese Erkenntnis hinten zu spät. Es beginnt eine typische Kettenreaktion, die stark an den Formel 1 Re-Start Crash von 2020 in Mugello erinnert wenn alle Gas geben, vorne aber verzögert wird.  Ergebnis in Wittgenborn, mehrere Karts in der Wiese, viele zerdallert, die #91 kartbahn.com hebt ab trifft dann Honda Spirit, fliegt anschließend,  nun rückwärts über FAF Racing ins aus. Hier waren alle verfügbaren Schutzengel im Einsatz, das es keinen Personenschaden gab. Noch am Abend begann die Aufarbeitung dieser unglücklichen Verkettung von Umständen. Wer die schuldigen waren ist kaum auszumachen, davon gab es zu viele. Wie kann man das in Zukunft verhindern. Erste Maßnahmen wurden zwar für den nächsten Tag schon beschlossen, die komplette Analyse der Fehlerkette dauert aber noch einige Tage an.

Für den Rennverlauf bedeutete dies nun, der amtierend Meister und Tabellenführer steht in der Box, wechselt die Hinterachse und den Motor. Bei Kartbahn.com muss sogar der Rahmen geschweißt werden. Alle anderen Karts können die kleineren Schäden noch in der andauernden SC-Phase reparieren.

Diese Phase nutzten auch die führenden Jungs von ARM Motorsport für ihren letzten planmäßigen Stop am Sonnabend. Nachdem Honda Spirit in der Box repariert verbleibt als einziger Konkurrent der noch rundengleich ist, die #34 vom MSC Oberflockenbach. Die #34 führt, muss aber noch einmal unter grün in die Box um keine Fahrtzeitüberschreitung zu kassieren. Bei ARM ist man sich sicher das man draußen bleiben kann. Es ist eine Punktlandung, fällt die Flagge um 19Uhr sollte es reichen. Um dies auf die letzte Sekunde zu kalkulieren muss man tief in das Reglement einsteigen. Die Flagge fällt eben nicht um 19Uhr sondern nach 7 Rennstunden beginnend mit dem führenden Kart. Das war dann die #10 von ARM Motorsport die nach 7Stunden und 11 Sekunden. Um 19.00 und 12 Sekunden wird die #10 als erstes abgewunken. Damit hatte die #10 sich zwar einen Boxenstopp gespart aber die Fahrtzeit nun um ein paar Sekunden überschritten.

Alle Karts gingen dann in das Parc Fermee, die Rennleitung und Sanis  hatten noch kein Feierabend. Während die Sanis sich um einige Patienten mit Kreislauf Problemen kümmerten (nicht nur Fahrer!) prüfte die Rennleitung alles so genau wie möglich. Die #10 musste am nächsten Tag eine Stop&Go wegen Fahrtzeit antreten.

Ebenfalls noch „vorbestraft für den nächsten Tag“ Die #22 Speedlimit Box, genau wie die #52 und #4. Für den Multi-crash beim Re-Start konnte die Rennleitung keine Fahrer mit Sicherheit benennen, zu Komplex war das durcheinander um da ohne Livebilder oder Aufnahmen Strafen auszusprechen.

Der Sonntagmorgen begrüßte alle Teams dann in erfrischender Kühle. Sämtliche Gewitter und Orkanböen waren knapp am Vogelsbergring vorbeigezogen. Aber es regnete. Zum Re-Start wurde das angedacht Parc Fermee aufgehoben und alle Team durften auf Start/Ziel Regenreifen montieren und Kleinstschäden reparieren.

Es standen 5h Restfahrtzeit auf dem Programm. Bei den Verhältnissen schien alles noch möglich. Es waren Top Bedingungen für ATW Racing. Hoffnung für ARM Motorsport die verlorene Strafrunde bei Reifenwechsel und Regenfahrt noch aufzuholen. Die Cool Runnings  und GCD Bosch GTC Team lagen auch noch in Schlagdistanz. Doch, der MSC Oberflockenbach verfügte nach der Strafe für die #10 über eine Runde Vorsprung. Selbst als ca. 1,5 später wieder auf Slicks gewechselt werden konnte, gab es keine großen Verschiebungen mehr. Alle Top-Teams glänzten mit schnellen Boxenstopps.  ARM Motorsport versuchte alles. Aber selbst in 5h kann man auf der Strecke gegen die starken Top-Teams keine Runde aufholen.

So sichert sich der MSC Oberflockenbach den Sieg beim 12h Rennen. Es wurde auch Zeit, der letzte Sieg für die Odenwälder in Wittgenborn liegt 11 Jahre zurück. Die Mach1 Mannschaft von ARM Motorsport wird starker, aber auch enttäuschter Zweiter vor ATW Racing, die im Ziel nur 0,129 Sekunden Vorsprung auf die Cool Runnings hatten. P5 dann an die wacker kämpfende Truppe mit der #20 von GCD Bosch.

In der Meisterschaftstabelle gab es einige Verschiebungen. Neuer Spitzenreiter ist nun der MSC Oberflockenbach vor ARM Motorsport und Honda Spirit.

Bis zu P9 (Cinquanta Corse) haben alle noch intakte Chancen auf den Titel, zumal mit dem nächsten Rennen fast doppelte Punkte winken. Das Saison-Highlight, das Bavarian 24h findet  n diesem Jahr bereits im Juli statt. Man trifft sich in Wackersdorf am 19/20.07.2025