24h in Wackersdorf: Wahnsinnsrennen mit unrühmlichen Ende

12. September 2015, 21:40
Autor: Frank Jelinski | Bilderquelle:
24h in Wackersdorf: Wahnsinnsrennen mit unrühmlichen Ende

Was für ein Rennen! Das 18. Bavarian 24h in Wackersdorf war das Ereignis der Langstreckenszene schlecht hin. Niemals zuvor in der Geschichte des Klassikers waren so viele Mannschaften am Start. Was die 50 gestarteten Teams erleben mussten ging an die Grenze der Belastung. Gefühlte 5° in der Nacht und das bei Dauerregen.

Insgesamt 204 Runden hinter dem Saftey-Car, das waren weit mehr als 3 Stunden! Dazu passte, dass die Zeitnahmeschleife bei einsetzendem Regen ihren Dienst quittierte. Schwerstarbeit auch für die Organisatoren. Das bei solchen Bedingungen die Dramen auf der Strecke und in der Boxengasse um ein Vielfaches den „Normalzustand“ überschritten ist nicht weiter verwunderlich. Als kleines Beispiel dafür die unglaubliche Fahrt von „Die90“ aus Rödermark. Bereits in der zweiten Rennstunde legten die Jungs mit ihrem WildKart einen Blitzsauberen Überschlag hin und rissen dabei zwei weitere Mannschaften mit ins Verderben. Zeitstrafe, Blitzreparatur und weiter geht’s. Ergebnis: Platz 11 im Gesamtklassement und Klassensieg im BEBA-Cup.  Unglaublich, zumal das Feld so eng zusammen lag wie noch nie. 47 der 50 Teams lagen mit ihrer schnellsten Rennrunde in einer Sekunde! Im Verlauf der 24 Stunden durften sich gleich 10 Teams über die Gesamtführung freuen und diese wechselte gigantische 66 Mal! Sieganwärter gab es also genug, darunter auch die beiden Prominenten Mannschaften von den Bentley Boys und Audi Racer.

Diese, von der Schnitzelalm betreuten Mannschaften, waren besetzt mit äußerst schnelle ADAC GT-Master, Formel3 und Formel4 Piloten.  Die im Vorfeld befürchtete harte Fahrweise der „Promis“ erwies sich als unbegründet, im Gegenteil, sie lieferten einen Super-Job ab. In der Nacht bei schlechter Sicht und Dauerregen gewannen die Bentley Boys sogar die 6h Wertung und nahmen dem gesamten Feld 1 Runde ab! Zeitstrafen wegen Untergewicht, „Ampel-Vergehen“ an der Waage sowie Missachtung von Haltelinien, warfen die GTC unerfahrenen zwar zurück aber den Spaß hat die Truppe nie verloren. P17 im Gesamtklassement und P4 im BEBA-Cup war der verdiente Lohn.

Die Schlacht um den Gesamtsieg war dramatisch. Nach und nach verabschiedete sich ein Sieganwärter nach dem anderen durch Ausrutscher und  technische Probleme. Bei Halbzeit durften sich dennoch 11 Teams Hoffnung auf den Prestige trächtigen Sieg machen. Auf P11 lag man gerade 4 Minuten hinter der Spitze zurück. Die Top-Runner von ATW Racing, MSC Oberflockenbach, BPR Racing und auch die Cool Runnings hatten da schon mehr Abstand nach vorn. Doch die Nacht war noch längst nicht zu Ende. Honda Spirit führte Rundengleich vor den Zehn Geboten (das ging schon 3h so) Nur 1 Runde zurück die Braunschweiger von PixelX. Shark Endurance und H&R Pergande folgten mit 3 Runden Rückstand. Die Schnitzelalm II, HTP Kart Team, MSC O Junioren, Schnitzelalm I, Messebau Racing und die Motorsportanlage folgten alle mit einer weiteren Runde Rückstand!

Alles offen also. Als der Morgen graute kam die Sonne durch. Die ersten setzten wieder auf Slicks. Auf dem Monitoren Stand der Rückstand von 8 Sekunden zwischen P2 und P1. Diesen hielten gerade Die Zehn Gebote vor Honda Spirit. Die weiteren Verfolger mussten also Federn lassen, während die Top2 weiter ohne Probleme um den Sieg fighteten. Messebau Racing hatte sich auf P3 geschoben vor der Schnitzelalm II, MSC O Junior Team und dem Schnitzelalm Team I. Dahinter, alles offen bis P10. Diesen hielt nun wieder ATW Racing, knapp hinter dem HTP-Kart Team. Noch 7 Stunden zu fahren.

Während es in den letzten Stunden von P3 bis P19 drunter und drüber ging, hier war alles möglich, war die Spitze Konstant. Keine Fehler, keine Probleme. Honda Spirit und die Zehn Gebote zeigten ein Wahnsinns Rennen ohne jegliche technische Gebrechen oder taktischen Fehlern. Die letzten 15 Stunden lagen die beiden dicht zusammen und sorgten für etliche Führungswechsel. Die letzte Stunde brach an und damit die letzten Boxenstopps, Fahrerwechsel und Tankstopps. Und erst jetzt deuteten sich Probleme an der Spitze an. Honda Spirit Schlussfahrer Fabian Buss, kämpfte mit einer „waidwunden“ Kupplung und damit mit stumpfen Waffen. Daniel Haas im Kart der Zehn Gebote holte pro Runde 0,3-0,5 Sekunden auf. Schnell war die 8 Sekunden Lücke zugefahren und das Desaster nahm seinen Lauf. „Fabi“ erlag wohl dem naiven Glauben, die nun wesentlich schnelleren Zehn Gebote die letzten 30 Minuten blocken zu können. Und Daniel im Kart der Zehn Gebote? Der hätte in aller Ruhe abwarten können, 30 Runden lang auf seine Chance warten die er fraglos schon in den nächsten 2-5 Runden bekommen hätte. Aber, er lässt sich dummerweise zu einem, sagen wir Mal vorsichtig ausgedrückt, fragwürdigem Überholmanöver mit Kontakt zum Gegner hinreißen. Es kam wie es kommen musste. Die Nerven lagen blank. Zeitstrafe, Protest, Einspruch und Riesen Kuddel-Muddel. Unwürdig für die zwei erfahrensten Teams aus der GTC!

Auf der Strecke kreuzten die Zehn Gebote die Ziellinie als Erste, 9 Sekunden vor Honda Spirit. Freuen kann sich keiner. Der Ausgang ist weiterhin offen bis das Schiedsgericht tagt. So etwas gab es in den letzten 18 Jahren und von „Jeli“ organisierten 142 Langstreckenrennen noch nie. Und so etwas, versprach uns Frank Jelinski, wird es unter seiner Leitung auch nie wieder geben.

Platz 3 in diesem denkwürdigen Rennen, ging ohne Wenn und Aber an den Titelverteidiger. Das MSC O Junior Team aus Oberflockenbach kämpfte, rackerte, fror und feierte einen großartigen 3 Platz. Knapp dahinter der 3xmalige Bavarian 24h Sieger von ATW Racing. Ja, ATW Racing, die lagen bei Halbzeit eigentlich schon abgeschlagen auf P12. Starke Leistung der Reichartshausener. 2 Runden dahinter folgt mit PixelX Racing der Sieger aus der Trophy Klasse vor H&R Pergande Racing. Weiter ging es mit beiden Schnitzelalm Teams die im Parallelflug auf den großartigen Gesamträngen 7 und 8 folgten. Die Top Ten beschließen dann das HTP Kart Team und der MSC Oberflockenbach. Nicht nur die Top-Ten Teams werden dieses Rennen jemals vergessen. Es war im Guten wie im Schlechten das Jahrhundert Rennen der GTC.