Vorschau autobau Schweizer Kart-Meisterschaft in Wohlen

Wer wird Schweizer Meister?

6. Oktober 2022, 22:06
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Vorschau autobau Schweizer Kart-Meisterschaft in Wohlen
Am Samstag, 8. Oktober, findet in Wohlen das grosse Finale der autobau Schweizer Kart-Meisterschaft 2022 statt. 74 FahrerInnen sind am Start. Gesucht sind vier Schweizer MeisterInnen

Dem grossen Finale der autobau Schweizer Kart-Meisterschaft am kommenden Samstag, 8. Oktober, in Wohlen steht nichts im Weg – ausser vielleicht ein Regenschauer am Samstagvormittag. In vier von fünf Kategorien wird der Meister oder die Meisterin gesucht. An Spannung mangelt es nicht. In drei Kategorien, bei den OK Junioren, den OK Senioren und bei den Schaltkarts, sind die Ausgangslagen besonders packend. Nur wenige Punkte trennen den Führenden vom Zweitplatzierten.

So liegen beispielsweise Elia Epifanio (13) und Chiara Bättig (12) bei den OK Juniorennur fünf Zähler auseinander. Jeder noch so kleine Fehler könnte in Wohlen matchentscheidend sein. Wenn einer der beiden einen «psychologischen» Vorteil hat, dann Epifanio. Der Exprit-Fahrer aus Würenlos, der die Schweiz Ende Oktober auch bei den FIA Motorsport Games in Le Castellet vertreten wird, hat bei den vergangenen Rennen in 7 Laghi und Levier jeweils das Punktemaximum von 75 Zählern geholt. Bättigs letzter Sieg in der SM liegt schon ein paar Monate zurück. Deshalb sagt die junge Zürcherin aus dem Team KartBox.ch auch: «Der Vorteil liegt klar bei Elia. Er hat nicht nur fünf Punkte Vorsprung, er ist auch ein sehr starker Gegner.» Ob der knappe Vorsprung reicht, werden wir am Samstag sehen. Epifanio meint: «Wir sind gut vorbereitet. Und unter normalen Umständen sollten wir das nach Hause fahren. Aber um den Titel zu holen, braucht es auch immer etwas Glück.» Dass ein dritter Fahrer, Kevin Rabin aus dem Team Spirit-Karting.ch, noch in den Titelkampf eingreifen kann, ist so gut wie auszuschliessen. Rabin hat 68 Punkte Rückstand auf Epifanio. Trotzdem kann der schnelle Waadtländer in Wohlen natürlich das berühmte Zünglein an der Waage spielen.

Auch in der KZ2 bei den Schaltkarts ist die Ausgangslage hochspannend. Nur sechs Punkte trennen Leader Ethan Frigomosca (21) von Verfolger Sebastian Kraft (17). Weil Frigomosca noch nie in Wohlen gefahren ist und beide dasselbe Material haben, ist dieser Zweikampf besonders mitreissend. «Ich glaube, das wird ein Duell bis zur letzten Kurve», sagt der Mann aus Locarno. «Leider bin ich nicht dazugekommen, in Wohlen zu testen, weil ich am vergangenen Wochenende in Lonato WSK gefahren bin.» Auch Kraft geht von einem Kopf-an-Kopf-Rennen aus. «Ich versuche dieses Rennen wie jedes andere zu nehmen», meint der Berner. Dass Frigomosca einen Nachteil hat, weil er noch nie in Wohlen gefahren ist, glaubt Kraft nicht. «Er fährt neben der Schweizer Meisterschaft viele andere Rennen. An Erfahrung mangelt es ihm nicht.» Auch in der KZ2 ist die Wahrscheinlichkeit, dass der Drittplatzierte Evan Vantaggiato noch um den Titel fährt, eher unwahrscheinlich. 44 Punkte liegt der Sieger von 7 Laghi hinter Frigomosca. Gespannt darf man auf das Abschneiden von Mike Müller sein. Der Berner zählt in der Schweiz zu den schnellsten Kartfahrern und hätte gerne schon in Levier das Feld aufgemischt, zog es aber vor, sein Comeback erst in Wohlen zu geben. Und dann ist da ja noch ein alter Bekannter: Eric Berguerand. Der siebenfache Schweizer Berg-Meister und ehemalige Schweizer Kart-Meister wird in Wohlen als VIP-Fahrer antreten (ASS berichtete). Wer den Walliser kennt, der weiss, dass er alles geben wird. «Ich komme mit meinem Bus», sagt Berguerand. «So kann ich mich zurückziehen. Denn ich glaube, dass ich als alter Mann (43) hin und wieder eine Pause brauche und mich hinlegen muss… Kartfahren ist von der physischen Belastung deutlich höher als das, was ich vom Bergrennsport gewohnt bin.»

Auch das Duell in der OK Senior wird die Zuschauer von den Sitzen reissen. In dieser Kategorie führt Lyon Mathur (16) vom Team Exprit mit zehn Punkten vor dem elf Jahre älteren Patrick Näscher aus dem Kartteam Meier. Gewinnt der Liechtensteiner Näscher wie zuletzt in Levier alle drei Rennläufe (und Mathur wird jeweils Zweiter), werden die Zusatzpunkte für Pole-Position (2) und schnellste Rennrunde im Finale (3) über die Vergabe des Titels entscheiden. «Ich hoffe, dass wir eine ähnliche Leistung abrufen können wie zuletzt in Levier», sagt Näscher. «Es wird aber auf jeden Fall sehr eng werden.» Davon geht auch Mathur aus. «Ich habe dieses Jahr gezeigt, wozu ich fähig bin. Und ich werde es auch dieses Mal zeigen. Ich habe mehr als zwölf Mal in Wohlen trainiert. Ich bin bereit für das Finale!» Wie in den beiden zuvor aufgeführten Kategorien wird es auch der Drittplatzierte bei den Senioren, Jérôme Huber, schwer haben, noch in die Entscheidung einzugreifen. Weil das letzte Wochenende in Levier für Huber von Pleiten, Pech und Pannen gezeichnet war, sind die 46 Punkte Rückstand für den Zürcher eine grosse Hypothek. Das Zünglein an der Waage in diesem Dreikampf könnte Fabio Scherer oder Enea Frey sein. Ersterer bestreitet das Finale in Wohlen zwischen seinen LMP2-Rennen in Road Atlanta (IMSA) und Portimão (ELMS), um im Rennrhythmus zu bleiben.

Entschieden ist dafür die Meisterschaft bei den Super Minis. Spirit-Fahrer Dan Allemann (10) hat in Levier mit seinem elften Sieg im zwölften Rennen alles klar gemacht. Offen ist dafür noch der Kampf um Platz 2. Diesen werden in Wohlen Matt Corbi (187 Punkte), Orlando Rovelli (179) und Albert Tamm (156) unter sich ausmachen. Ob Dario Palazzolo (50 Punkte Rückstand auf den derzeit Drittplatzierten Rovelli) noch eine Chance aufs Gesamtpodium hat, wird sich zeigen. An Unterstützung wird es ihm nicht mangeln. Das Team Sportec, das den jungen Aargauer seit dieser Saison unterstützt, wird in Wohlen mit einem Porsche-GT3-Cup-Fahrzeug präsent sein. Allerdings, so betont Sportec-Sportchef Marcel Fässler, ist das Team nicht nur wegen Dario vor Ort. Sportec möchte den Piloten der autobau Schweizer Kart-Meisterschaft einen alternativen Weg zum Formelsport aufzeigen.

Last but not least fällt am Samstag auch die Entscheidung in der X30 Challenge Switzerland. Spannende Rennen hat diese Kategorie im Laufe des Jahres schon zigfach geliefert. Für den Gesamtführenden Kilian Streit (20) aus dem Team Spirit-Karting.ch könnte der Traum vom Titel schon nach dem Qualifying in Erfüllung gehen. Streit braucht nämlich nur noch einen einzigen Zähler! «Es müsste wirklich viel schief gehen, dass ich keine Punkte hole», sagt Streit. «Und Luca Luongo, der einzige, der mir noch gefährlich werden kann, müsste dazu auch noch alles gewinnen.» Luongo hat seinen zweiten Platz noch nicht im Trockenen. Kilian Boss (33 Punkte Rückstand), Alessio Strollo (39), Michael Sauter (57), Florian Esteve (71), Nicolaj Sabo (72) und Nicolas Mühlebach (73) haben alle noch theoretische Chancen auf P2 oder zumindest auf P3.

Wie schon in Levier wird auch in Wohlen der Swiss Historic Kart Cup am Start stehen. Neun Teilnehmer haben sich für den dritten Lauf in der historischen Meisterschaft eingeschrieben (der erste fand im Rahmen der Kappelen Trophy statt). Die Besonderheit des SHKC besteht darin, dass nicht die schnellsten Runden für die Klassierung ausschlaggebend sind, sondern die Gleichmässigkeit über mehrere Runden.

Zur Strecke: Der Rundkurs von Wohlen ist mit 825 Metern der kürzeste im Kalender der autobau Schweizer Kart-Meisterschaft. Mit seinen zahlreichen Kurven bietet die Strecke kaum Ruhephasen und ist mit ihren Bodenwellen und den bescheidenen Auslaufzonen noch ein Relikt aus der «guten, alten Zeit». Eine besondere Herausforderung stellt in Wohlen der Grip dar. Die Strecke ist aufgrund der Sandhügel entlang der Piste oft sehr schmutzig.