Das sind die ungewöhnlichsten Kart-Rennen weltweit

19. September 2017, 0:00
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Das sind die ungewöhnlichsten Kart-Rennen weltweit

Runden brettern auf vier Rädern: So ein durchschnittliches Kart-Rennen lässt sich auch auf ganz schlichte Weise beschreiben, doch Profis und Fans wissen natürlich genau, es steckt sehr viel mehr dahinter. Und trotzdem gibt es vermehrt Bestrebungen, dem Go-Kart-Sport noch einen Hauch Abenteuer oder Humor hinzuzufügen.

Lappland, das ist der kalte Landstrich nördlich des Polarkreises mit seinen unendlich weiten Permafrostböden. Die finnischen Kart-Fans haben diese Region für sich längst entdeckt, denn hier herrschen genau die richtigen Temperaturen für eisige Rennen. Die kleinen Rennwagen bewegen sich über speziell präparierte, spiegelglatte Eispisten, bei extrem verringertem Reibungswiderstand. Was das bedeutet, kann sich jeder denken: die Geschwindigkeit nimmt zu, die Kurven werden zu einer echten Rutschpartie. In der Skiregion Levi sinkt das Thermometer durchaus auf -35 °C und tiefer, sodass eine frostsichere Outdoor-Kleidung inklusive Gesichtsschutz absolut notwendig ist. Die Ice Karts besitzen wie ihre weniger eisigen Verwandten nämlich keine geschlossenen Karosserien und erst recht keine Heizung; der kalte Wind pustet dem Fahrer ungehindert entgegen. Auch für alte Hasen erweist es sich zunächst als ziemlich ungewohnt, auf dem Eis zu bremsen, zu beschleunigen und sich in die Kurve zu legen. Dafür braucht es erst einmal etwas Übung, um sich das nötige Fingerspitzengefühl anzueignen. Die eine oder andere Pirouette bleibt dabei sicherlich nicht aus, auch ein kleiner Ausflug in den umliegenden Schnee ist für übermütige Gesellen im Gesamtpaket enthalten. Hinterher hilft nur noch ein wärmendes Lagerfeuer, um wieder auf normale Betriebstemperatur zu kommen – Adrenalin allein genügt eben nicht als Heizmaterial! Das Ganze heißt übrigens »Eiskart Experience«, auch zwei österreichische Go-Kart Bahnen bieten diesen speziellen Fahrspaß an.

Der Kult-Italiener Super Mario blickt auf eine lange Geschichte zurück, seine ersten Auftritte feierte er bereits auf den frühen Konsolen von Nintendo. In der populären Videospielreihe Mario Kart liefert er sich heiße Rennen gegen starke Gegner, wahlweise im Mehrspieler- oder Einzelspielermodus. Inzwischen gibt es die legendären Mario Karts sogar im ganz normalen Straßenverkehr inklusive passender Verkleidung für den Fahrer. Wo auch sonst sollte es eine derartige Verrücktheit geben als in der japanischen Hauptstadt Tokio? Auf mehrspurigen Straßen düsen die Karts zumeist in Rudeln dahin, sämtliche Fahrer im kunterbunten Outfit, lachend und winkend. Das Start-up MariCar bringt die schräge Truppe auf Kurs, Kostenpunkt: etwa 50 Euro für 2 Stunden Rennspaß. Die Verkleidungsmöglichkeiten reichen von Super Mario über Batman und Bowser bis zur holden Comic-Prinzessin. Der Parcours führt vorbei an zahlreichen Attraktionen, durch teilweise krasses Verkehrsgewühl und über sich überkreuzende Stadtautobahnen. So ist es auch nicht verwunderlich, dass die Rennen inzwischen bereits selbst zu Sehenswürdigkeiten der Metropole avanciert sind und den Touristen-boom unterstützen. Auch die eine oder andere in Japan populäre Persönlichkeit wie Celina Lin, eine professionelle Pokerspielerin, die beim Platzhirschen PokerStars unter Vertrag steht oder weltweite Promis wie Kim Kardashian sowie Hugh Jackman haben schon von diesen Racings berichtet. Das befeuert die Popularität natürlich noch mal gewaltig. Ganz viel Aufmerksamkeit und Vorsicht sind trotz allen Fahrspaßes gefordert, doch das gehört schließlich zu jedem echten Rennen dazu.

In der digitalen Welt rotten sich die Senioren zu ihrem eigenen Kart-Rennen zusammen: Das Spiel »Coffin Dodgers« wartet mit einer guten Portion schwarzen Humors auf und stattet die flotten Bewohner eines Altersheims mit coolen Elektrokarts aus, um den Sensemann mit seinen Zombie-Horden aus dem Feld zu schlagen. Bis zu vier Spieler dürfen an dem chaotischen Rennen teilnehmen, sich gegenseitig vom Gefährt schubsen und die eine oder andere verrückte Waffe zücken. Völlig aus der Luft gegriffen, ist das Szenario jedoch nicht: Ohne finstere Gestalten, die den Rentnern an den Kragen wollen, ohne Waffen und vor allem ohne all dieses Chaos spielt sich eine kleine Revolution im wahren Leben ab. Denn immer mehr Senioren wagen sich aufs Kart, drehen fröhlich ihre Runden oder versuchen, sich gegenseitig auszustechen. Offizielle Rentner-Rennen ab 65 gibt es zwar noch nicht, doch wäre das eine schöne Idee für die Zukunft, schließlich waren die älteren Herrschaften noch in keiner Generation so gut drauf wie heute. Alle anderen Altersstufen haben bereits ihre eigenen Turniere, warum also nicht auch die rüstigen Senioren?

Das Guinness-Buch der Rekorde fordert so manchen verrückten Menschen zu Höchstleistungen heraus, so auch das Bad Oeynhausen Racing Team im Jahr 2009. Die westfälischen Kart-Fahrer begaben sich nach Jüterborg bei Berlin, um dort den Weltrekord im Dauerkartfahren zu brechen. Mit ganz viel Disziplin, Schweiß und Tränen gelang es ihnen, 77 Stunden lang ununterbrochen ihre Runden zu drehen – das sind mehr als drei Tage und Nächte. Und weil den Jungs dieser Rekord nicht genug war, wiederholten sie das Ganze noch einmal im Jahr 2011. Sie brachten es diesmal auf 99 Stunden Kart-Fahren am Stück, das sind über 4 Tage und Nächte. Doch leider hielten andere Teams diesmal länger durch, der Weltrekord kam ihnen deshalb abhanden. Ganz egal, solche Dauerrennen gehören jedenfalls zu den eher ungewöhnlichen Erscheinungen auf der Kartbahn.

Fahrfreude, Spannung, Geschwindigkeit: Der Kartsport besitzt genügend begeisternde Attribute, um von sich aus attraktiv zu sein. Die kreativen Ideen dienen einfach dazu, noch mehr Schwung ins Rennen zu bringen und vielleicht auch etwas die Werbetrommel zu rühren. Und Sie machen natürlich schlichtweg eine Menge Spaß.