Packender Showdown der RMC in Hahn

16. September 2013, 23:57
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Packender Showdown der RMC in Hahn

Mit einem spannungsgeladenen und dramatischen Finale beendete die ROTAX MAX Challenge Mitte September die Saison 2013. In sechs der acht ausgeschriebenen Klassen stand die Meisterschaftsentscheidung noch aus – kein Wunder also, dass über 120 Piloten den Weg auf den Hunsrückring in Hahn fanden, um sich die letzten Punkte des Jahres zu sichern.

Und auch Wettergott Petrus zeigte sich gnädig mit den RMC-Teilnehmern. Während die ganze Bundesrepublik von herbstlichem Schauerwetter heimgesucht wurde, blieb es auf dem Flughafengelände in Rheinland-Pfalz trocken – teilweise sogar sonnig. Entsprechend gut war die Laune im Fahrerlager, wozu nicht zuletzt auch die traditionelle Abschlussfeier im Paddock-Club beitrug. Über 500 Gäste feierten und fachsimpelten am Samstagabend über die abgelaufene Saison und erhielten von den RMC-Verantwortlichen Andreas Matis und Uwe Jäger einen Ausblick auf 2014.

So wurde mit Kerpen ein neuer Austragungsort für die kommende Saison enthüllt. Neben einigen Detailänderungen und der Einführung einer Race-Control wird es vor allen Dingen am Austragungsmodus Modifikationen geben. So werden die Junior- und Senior-Klassen bei getrennter Wertung künftig zusammengefasst. Dank der zu erwartenden großen Starterfelder werden die beiden Klassen erstmals in der Geschichte der RMC Heats absolvieren, was auch auf die DD2-World-Klasse zutreffen wird. „Wir möchten einfach, dass unsere Teilnehmer noch mehr zum Fahren kommen und denken, dass wir für 2014 ein noch attraktiveres Paket geschnürt haben“, so Andreas Matis über die künftigen Pläne. Doch bei aller Zukunftsmusik stand in Hahn das Hier und Jetzt im Vordergrund, immerhin galt es nicht nur die Tagessieger und Meister des Jahres 2013 zu küren, sondern auch die letzten Weltfinaltickets für die Grand Finals in New Orleans (US) zu vergeben …

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MICRO-Cup: Speck und Meyer gewinnen zum Abschluss

Bei den Jüngsten der RMC trumpfte Luis Laurin Speck (TB Kart) im Zeittraining auf. Der Youngster aus dem Nintendo Team Scheider fuhr auf die Pole-Position und ließ sich auch im Prefinale nicht aus der Ruhe bringen. Er verteidigte die Spitze über die gesamte Renndistanz knapp vor Nils Meyer (EA) und dem mit Sicherheitsabstand Drittplatzierten Denny Berndt (Intrepid).

Auch im Finale stand das Duell zwischen Speck und Meyer im Vordergrund. Wiederum schienen sie den Sieg unter sich ausmachen zu können. Doch gegen Rennende mischte sich der vorzeitige Champion Maximilian Krupper (Praga) ins Geschehen ein. Der Berliner war im Prefinale aufgrund technischer Probleme als Letzter gewertet worden und lieferte im Finale einen Husarenritt ab. In den letzten Runden mischte er die Führenden Meyer und Speck kräftig auf und verpasste den Sieg letztlich nur um einige Zentimeter. Zwar konnte er Speck auf Rang drei verweisen, aber am Sieg von Meyer konnte er nicht mehr rütteln. Der strahlende Sieger holte sich damit auch den Vizetitel in der Jahreswertung.

MINI-Cup: Bergemeier fährt mit Doppelsieg zum Titel

Kein Weg führte an diesem Wochenende an Tamino Bergmeier (EA) vorbei. Der Schützling aus dem B&W Kartteam ließ keinen Zweifel aufkommen, dass er sich den Titel holen wollte. Mit der Bestzeit im Zeittraining und zwei unangefochtenen Start-Ziel-Siegen durfte der Pilot aus Melle am Ende tatsächlich über den Gesamtsieg in seiner ersten MINI-Saison jubeln. Hinter dem neuen Champion teilten sich Noel Krammer (Intrepid) und Luca Knipfer (Tonykart) in beiden Rennen die Ehrenplätze, was für Krammer am Ende den Vizetitel bedeutete.

JUNIOR-Cup: Turbulenter Titelkampf

Einen dramatischen Saisonabschluss erlebten die JUNIOR-Cup-Piloten. Schon im Zeittraining rangierten mit John Kevin Gram (Kosmic), Luis Miguel Glania (Praga) und Glenn Rupp (Kosmic) alle drei Titelkandidaten auf den ersten drei Positionen. Das sollte sich auch im Prefinale nicht ändern, wo sich das Trio einen beinharten Fight lieferte – für die Rennleitung sogar zu hart. So erhielt ausgerechnet Tabellenführer Grams eine zehnsekündige Zeitstrafe, die ihn im Ziel auf Platz acht zurückwarf, während sich Rupp über den knappen Sieg vor Glania freuen durfte.

Das Finale und auch die Titelentscheidung schien eine Angelegenheit zwischen Glania und Rupp zu werden. Die beiden Titelkandidaten setzten sich deutlich vom Rest des Feldes ab, während sich Grams mühsam seinen Weg Richtung Spitze bahnte. Gegen Rennende überschlugen sich plötzlich die Ereignisse: Ausgerechnet Rupp und Glania waren sich in der Führungsarbeit nicht einig, kollidierten und fielen einige Positionen zurück. Lachender Dritter war Robin Brezina (Tonykart), der die Spitze übernahm. Dass er aber fast zeitgleich eine Zeitstrafe wegen unsportlicher Fahrweise kassierte, mischte die Karten neu. Als er dann noch mit Bastian Benz (Maranello) aneinandergeriet, blieb der Rennleitung nur der Wertungsausschluss.

Unbeeindruckt von den wilden Vorkommnissen war John Kevin Grams. Der Fahrer von RS-Competition kreuzte am Ende der ereignisreichen Schlussphase als Überraschungssieger die Ziellinie vor Marius Rauer (CRG) und Glenn Rupp, der als Dritter entscheidende Schadensbegrenzung betrieb und sich im Titelkampf vor Glania und Grams behaupten konnte.

JUNIOR-World: Knapper geht es nicht

Die wohl engste Titelentscheidung war der JUNIOR-World-Klasse vorbehalten. Hier lieferten sich die Meisterschaftsrivalen Philip Hamprecht und Marvin Pionke (Kosmic) ein wahres Kopf-an-Kopf-Rennen, das Hamprecht im Zeittraining für sich entscheiden konnte. In den Rennen ging das Duell in die nächste Runde: Dem Feld weit enteilt, schenkten sich die zwei Titelaspiranten keinen Meter. Mit knallharten Manövern – Lackaustauch im Prefinale inklusive – gab keiner der beiden nach und so durfte Hamprecht im Prefinale und Pionke im Finale über den Sieg jubeln.

Endergebnis: Punktegleichstand in der Meisterschaft. Selbst die Anzahl der Finalsiege und zweiten Plätze brachte ein Unentschieden! Erst die höhere Anzahl der Prefinalsiege brachte die hauchdünne Titelentscheidung zu Gunsten von Hamprecht, der damit auch sein Weltfinalticket löste. Hinter den beiden Hauptdarstellern glänzte auch Pascal Drewing (Praga). Der letztjährige JUNIOR-Cup-Champion katapultierte sich mit zwei dritten Plätzen in Hahn noch auf selbige Position in der Meisterschaft 2013.

MAX-Cup: Dakic Meister – Gränz Doppelsieger

Die mit 28 Piloten stärkste Klasse des Wochenendes sah im Zeittraining Philipp Baruth (Tonykart) an der Spitze des Feldes. Damit wahrte sich der Königsbrunner seine Titelchancen, denn Tabellenführer und Teamkollege Marco Dakic (Flandria) rangierte nach dem Qualifying nur auf einem verhaltenen 16. Platz. Das sollte sich im Prefinale ändern: Während Baruth bis auf Position fünf zurückgereicht wurde, machte Dakic alles richtig und katapultierte sich auf den beachtlichen siebten Platz nach vorne. Damit machte der JLC-Pilot bereits im ersten Durchgang den Meisterschaftssack zu.

Jubeln durfte auch Niklas Gränz (CRG), der sich in der ersten Rennhälfte vor Ralf Biedermann (Tonykart) und Jens Plüddemann (CRG) an die Spitze kämpfte und danach von einer Slow-Phase profitierte, die letztlich keine großen Positionsverschiebungen mehr möglich machte. Dass sein Sieg kein Zufall war, bewies Gränz mit Nachdruck im Finale. Zwar verlor der Pilot des KV Oppenrod das Startduell, doch er konnte sich den ersten Platz nach wenigen Runden zurückholen und am Ende den Doppelsieg perfekt machen. Platz zwei ging an Plüddemann vor Vizemeister Baruth.

MAX-World: Lupfer dominiert Finale

Marc Lupfer (Tonykart) überließ im Titelrennen nichts dem Zufall. Der Tabellenführer setzte sich schon im Zeittraining mit marginalem Vorsprung gegen seinen Titelrivalen Christopher Friedrich (Praga) durch. In den Rennen legte der Fahrer des KSW-Racing Teams schon zu Beginn den Grundstein für den Erfolg. Mit zwei perfekten Starts bugsierte er sich in beiden Läufen sofort an die Spitze und zog der Konkurrenz davon. Am Ende stand ein souveräner Doppelsieg für den Lauffener zu Buche, was ihm zugleich den Meistertitel inklusive Weltfinalqualifikation bescherte.

Friedrich schaffte es mit einem dritten und einem zweiten Platz noch zum Vizetitel, was unter Berücksichtigung des ausgelassenen Auftaktrennens noch ein versöhnliches Ergebnis für den Griesheimer darstellt. Zufrieden durften auch Tim Schneider (Kosmic) und Maikel Splithoff (Praga) sein. Während Schneider als Zweiter des Prefinals seine persönliche Bestleistung egalisierte, komplettierte Splithoff das Finalpodium und sicherte sich damit den dritten Rang in der Endabrechnung 2013.

DD2-Masters: Becker holt sich Vizetitel

Der schon in Ampfing zum Meister gekrönte Thomas Schumacher (CRG) verzichtete in Hahn auf einen Start, da ein möglicher Wertungsausschluss den Titelgewinn noch hätte gefährden können. Somit machte Schumacher den Weg für seine Mitbewerber frei und fungierte lieber als Schrauber und Berater seiner DD2-Kollegen. Wie schon in den letzten Läufen ergriff Michael Becker (CRG) die Gunst der Stunde. Der Hagener eroberte die Pole-Position und fuhr mit zwei deutlichen Start-Ziel-Siegen die Vizemeisterschaft nach Hause. Hinter ihm sah Carsten Erpenbach (CRG) zweimal als Zweiter die Zielflagge, während Matthias Baumeister (Tonykart) und Sascha Tissen (CRG) die Ehrenplätze kassierten.

DD2-World: Marschall im Herzschlagfinale vorn

Einen wahren Krimi erlebten die DD2-World-Fahrer in Hahn. Bereits das Zeittraining lieferte alle Bestandteile eines Hitchcock-Drehbuchs und sah mit Denis Thum und Pascal Marschall (beide CRG) beide Hauptdarsteller des Titelkampfs auf den Plätzen eins und zwei. Dieses Bild wiederholte sich im Prefinale: Das Duell Thum gegen Marschall prägte den gesamten Rennverlauf und brachte letztlich Thum als knappen Sieger vor Marschall hervor. Einen Logenplatz des Schauspiels hatte Leon Wippersteg (Mach1), der als sicherer Dritter freie Sicht auf den spektakulären Führungsfight genoss, sich aber nicht in die brandheiße Entscheidung einmischte, die im Finale ihren Höhepunkt erreichen sollte.

Mit einem Traumstart katapultierte sich Marschall im entscheidenden letzten Rennen des Jahres an die Spitze, während Thum dahinter nur knapp den zweiten Platz verteidigen konnte und einen kräftigen Rückstand zu Marschall einfing. So sah es zu Rennbeginn so aus, als hätte Marschall den Titel schon in der Tasche. Doch er hatte die Rechnung ohne Thum gemacht. Der zweifache DD2-Champion drehte eine schnelle Runde nach der anderen und lag zur Rennhalbzeit wieder im Windschatten Marschalls. Im Anschluss fackelte Thum nicht lange und übernahm die Spitze. Aber Marschall blies nur kurze Zeit später zum Konter, der aufgrund gegenseitiger Hartnäckigkeit nicht ohne Berührung verlief und für Thum den Verlust mehrerer Positionen nach sich zog.

Für Marschall ging das Manöver glücklich aus: Er holte sich die Spitze zurück, spulte unbehelligt seine Runden und gewann das Rennen vor Sacha Pio Haida (Flandria) und Maurice Schiwy (Praga). Thum gab zwar nicht auf, musste aber beim Versuch den Anschluss zu halten, eine weitere Rangelei wegstecken und alle Titelträume begraben. Ein ähnliches Schicksal teilte der lange Zeit Drittplatzierte Wippersteg, der in der letzten Runde im Duell mit Haida den Kürzeren zog und sein ramponiertes Kart abstellen musste.

Auch wenn der turbulente Rennausgang noch zum Gesprächsthema der Rennleitung wurde, sollte sich am Ergebnis nichts mehr ändern. Marschall wurde zur Freude seiner Fans zum verdienten Meister gekürt und auch Vizemeister Thum zeigte sich am Abend als fairer Sportsmann. Im Rahmen der Siegerehrung gab der Bamberger seinen Rücktritt bekannt und vermachte seine Siegprämie Marcel Schirmer (CRG), der als Dritter der die Meisterschaft komplettierte.

Mit dem packenden Saisonfinale geht es für die RMC nun in die wohlverdiente Winterpause, die vor allen Dingen für die Planungen der kommenden Saison genutzt wird. Keine Pause haben allerdings die Weltfinalteilnehmer. Mit Philip Hamprecht, Marc Lupfer, Pascal Marschall und Thomas Schumacher stellt die RMC auch 2013 einen schlagkräftigen Kader, der Deutschland vom 13. bis 16. November würdig bei den Grand Finals vertreten wird. Und wer weiß, vielleicht erweist sich New Orleans als gutes Pflaster, um endlich den lang ersehnten Sprung auf das Podium der Weltelite zu schaffen …

Text: Timo Deck